Auf der Startseite erscheint immer der aktuellste Reisebericht.
Zu den Berichten unserer früheren Reisen geht es über die Navigationsleiste auf der linken Seite.

26. September 2009

Besuch bei Dracula

Im Frühling 2009 standen wir vor der Frage, was wir im Sommer machen wollten. Wir zögerten nicht lange und beschlossen die Pläne der gescheiterten Rumänienreise aus dem letzten Sommer diesmal in die Tat umzusetzen. Allerdings hatten sich die Bahnfahrpläne vor allem in Rumänien maßgeblich geändert und außerdem wollten wir den Reiseabschnitt von Deutschland nach Budapest natürlich nicht erneut abfahren. Eine neue Reiseroute musste her. Also entwickelten wir nach längerem Wälzen der Kursbücher ein Konzept, das uns auch in den Folgejahren immer wieder begleiten sollte. Statt am Ende der Reise wieder nach Hause zurückzufliegen, wollten wir den Hinweg mit dem Flugzeug zurücklegen und von einem Startpunkt im Ausland in möglichst vielen Etappen nach Hause zurückfahren.
Besuch bei Dracula
Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL
Nach langem Überlegen entscheiden wir uns für die nordgriechische Großstadt Thessaloniki als Flugziel und Startpunkt dieser Reise. Im Mai werden unsere Pläne konkreter. Von Thessaloniki soll es via Bulgarien nach Rumänien gehen, dem Hauptreiseland dieser Reise. Die geplanten Reiseziele des letzten Jahres bleiben im Prinzip erhalten: Schwarzmeerküste, Bukarest, Donaudelta und der Abstecher zu Dracula in die Karpaten. Anschließend wollen wir nach Ungarn weiterfahren und die Sehenswürdigkeiten Budapests besichtigen, die wir im letzten Jahr auslassen mussten. Von Budapest soll es noch in die ostslowakische Großstadt Košice gehen. Von Košice wollen wir mit einem Nachtzug nach Prag fahren und von dort nach Hause zurückkehren.
Besuch bei Dracula Zeitplan
Unser Reiseplan


1. Griechenland

Am 25.08.2009 geht es schließlich los. Früh am Morgen fliegen wir von Dortmund nach Thessaloniki. Nach einem angenehmen Flug folgt die Ernüchterung bei der Landung in Griechenland: Das Wetter in Thessaloniki ist am späten Vormittag noch diesig, der Himmel ist dicht bewölkt.
Busticket Thessaloniki
Busticket Thessaloniki - Nea Kallikratea
Schnell stehen wir vor dem Problem, wie wir zu unserem Campingplatz im Dörfchen Nea Kallikratea kommen. Zwar befindet sich der Busbahnhof in der Nähe des Flughafens, allerdings handelt es sich um den Busbahnhof der Stadtbusse. Da Nea Kallikratea 60 Kilometer außerhalb von Thessaloniki liegt, müssen wir jedoch zum Reisebus-Bahnhof. Nach mehrmaligem Nachfragen am Informationsschalter des Stadtbus-Bahnhofs klappt das dann aber doch irgendwie.
Bus Nea Kallikratea
Im Bus nach Nea Kallikratea
Am Reisebus-Bahnhof können wir nach kurzem Warten in den Bus nach Nea Kallikratea steigen. Glücklicherweise ist das Fahrzeug klimatisiert, denn mittlerweile ist die Sonne doch noch durch die Wolken gebrochen und hat Thessaloniki binnen kürzester Zeit aufgeheizt. Die Busfahrt dauert weit über eine Stunde. Wir sind besorgt, dass der Busfahrer uns nicht wie vereinbart Bescheid gibt, in welchem der angefahrenen Dörfer wir aussteigen müssen. Aber die Sorge stellt sich als unbegründet heraus und am frühen Nachmittag stehen wir vor der kleinen Busstation in Nea Kallikratea. Eine genaue Ahnung, wie wir zum Campingplatz kommen, haben wir nicht. Also fragen wir ein paar Jugendliche, die vor der Busstation warten. Die schämen sich offenbar für ihr schlechtes Englisch, deuten dann aber vage in die Richtung, der wir einer Landstraße an der Küste entlang folgen sollen.
Kueste Nea Kallikratea
Auf dem Weg zum Campingplatz
Die Sonne brennt mittlerweile unerbittlich vom Himmel, außerdem müssen wir direkt auf der stellenweise recht stark befahrenen Landstraße gehen, da es keinen Bürgersteig gibt. Am letzten Stück Strand neben der Straße stellen wir uns in voller Montur unter eine der öffentlichen Strandduschen um uns Abkühlung zu verschaffen, dann geht es weiter. Nach mehreren Kilometern kommt zwar noch einmal eine Ansammlung kleiner Häuser, aber auch hier ist nichts von einem Campingplatz zu sehen. Übel gelaunt und in der Annahme, den falschen Weg genommen zu haben, gehen wir zurück nach Nea Kallikratea.
Camping Thessaloniki
Endlich auf dem Campingplatz!
In einem Restaurant fragen wir noch einmal nach. Die Kellnerin spricht Englisch und erklärt uns, dass wir richtig gewesen seien, der Campingplatz sei jedoch noch ein kleines Stück weiter die Straße entlang. Unsere Laune sinkt noch einmal ein Stück, aber es hilft alles nichts. Wir machen uns wieder auf den Weg - und finden den Campingplatz tatsächlich kurz hinter der kleinen Siedlung, bei der wir im ersten Anlauf umgekehrt waren. Der Platz liegt, nur durch die Straße getrennt, direkt am Meer. Es gibt einen eigenen Strand, eine Bar und einen Pool. Schnell checken wir ein und bauen unser Zelt auf. Dann kann uns nichts mehr halten und wir springen zur Abkühlung in den Pool.
Camping Nea Kallikratea
Am Pool
Zwei Übernachtungen auf dem Campingplatz haben wir gebucht, am dritten Tag wollen wir morgens nach Thessaloniki zurückfahren, die Stadt besichtigen und spät abends mit dem Nachtzug nach Sofia weiterreisen. Das Programm für diesen und den nächsten Tag sieht also nur eines vor: Am Strand auf der faulen Haut liegen.
Sonnenuntergang Strand
Bei Sonnenuntergang am Strand
Bevor der Supermarkt des Campingplatzes am Abend schließt, kaufen wir noch rasch ein. Neben den Campinggas-Kartuschen für unseren Kocher kaufen wir auch einige Lebensmittel und eine Flasche Retsina, den landestypischen geharzten Weißwein. Mit dieser Flasche im Rucksack unternehmen wir abends noch einen kleinen Spaziergang am Strand entlang und genießen von einer Bank aus den Anblick, wie die Sonne, in eine dünne Schicht roter Wolken gewandet, im Meer versinkt. Die Alltagssorgen sind vergessen - vor uns liegt fast ein Monat auf Reisen. Müde aber vollauf zufrieden gehen wir schließlich zum Zelt zurück. Dank der Nähe zum Meer, von dem eine leichte Brise hinüber weht, sinken die Temperaturen nachts auf ein angenehmes Niveau.
Nea Kallikratea Promenade
Auf der Strandpromenade
Als wir am nächsten Morgen gegen 9 Uhr aufstehen ist die Kühle der Nacht jedoch bereits wieder vergessen. Wir lassen uns davon nicht beeindrucken und brechen nach einem raschen Frühstück in die Stadt auf. Zwar konnten wir keine weiteren Informationen über Nea Kallikratea finden, aber vielleicht gibt es dort trotzdem etwas Interessantes zu sehen. Außerdem übt der dortige Strand eine nicht unerhebliche Anziehungskraft aus.
Nea Kallikratea Strand
Am Strand von Nea Kallikratea
Tatsächlich verbringen wir den Vormittag faul am Strand. Erst als es am Strand in der Mittagssonne vollends unerträglich wird, brechen wir zu einer Besichtigungstour durch Nea Kallikratea auf. Viel gibt es jedoch nicht zu sehen. Außer einer schönen alten Kirche gibt es nur Wohnhäuser und ein paar Geschäfte. Wir decken uns mit ein paar Flaschen Wasser ein und essen einen Gyros Pita zu Mittag. Anschließend erklimmen wir eine kleine Klippe am Meer.
Nea Kallikratea Kueste
Spaziergang an der Küste
Der Ausblick von der Klippe ist zwar schön, aber der kleine Strandstreifen in ihrem Schatten ist noch erheblich reizvoller. So kommt es, dass wir auch den restlichen Tag am Strand liegen. Als langsam die Dämmerung einsetzt, machen wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz.
Nea Kallikratea
In Nea Kallikratea
Wir wären gerne an diesem Abend noch länger in Nea Kallikratea geblieben, aber wir wollen den Weg zum Campingplatz an der Schnellstraße entlang nicht erst im Dunklen gehen. Straßenbeleuchtung gibt es schließlich nicht und die Autofahrer setzen eher auf Geschwindigkeit als auf die Sicherheit von Fußgängern.
Zurück am Campingplatz fordert das anstrengend heiße Wetter seinen Tribut und so verzichten wir erschöpft auf einen weiteren Strandspaziergang. Stattdessen schauen wir uns den Sonnenuntergang diesmal vom Campingplatz aus an. Wieder gehen wir verhältnismäßig früh zu Bett. Der Bus nach Thessaloniki zurück geht morgen bereits gegen 9 Uhr, wir müssen also früh aufstehen.
Griechenland Sonnenuntergang
Letzter Abend in Nea Kallikratea
Am nächsten Morgen sind die Temperaturen beim Abbauen des Zelts noch gut zu ertragen. Als wir gegen 11 Uhr wieder in Thessaloniki zurück sind, hat sich das jedoch längst geändert. Wir kommen natürlich am außerhalb gelegenen Reisebus-Bahnhof an. Um in die Innenstadt zu gelangen müssen wir mit einem unregelmäßig verkehrenden Bus zum Stadtbus-Bahnhof fahren und dort ein weiteres Mal umsteigen. Natürlich klappt das nicht nahtlos und wir müssen einige Zeit warten bis es weitergeht.
Thessaloniki Galerius Bogen
Galerius-Bogen in Thessaloniki
Als wir endlich im Bus in die Innenstadt sitzen, wissen wir unglücklicherweise nicht so genau, an welcher Haltestelle wir aussteigen müssen. Insgeheim waren wir davon ausgegangen, dass wir die Innenstadt wohl optisch als solche identifizieren könnten. Aber das ist ein Irrtum. Leicht verwirrt steigen wir nach einiger Zeit daher lieber aus und versuchen uns auf unserem reichlich ungenauen Stadtplan zurechtzufinden. Ein griechischer Geschäftsmann hilft uns schließlich weiter. Er erklärt uns in perfektem Englisch und äußerst präzise, mit welchem Bus wir zu welcher Bushaltestelle fahren müssen.
Thessaloniki Hamam Bey
Das Hamam Bey
Leider führt uns der Weg in die Stadt nicht am Hauptbahnhof vorbei. Wir können das Gepäck also nicht einfach in einem Schließfach deponieren und schleppen es den ganzen Tag mit uns herum – bei geschätzten 40° eine echte Tortur. Trotzdem erkunden wir die diversen Sehenswürdigkeiten Thessalonikis. Neben dem römischen Galerius-Palast gibt es auch Zeichen der islamischen Herrschaft. Eher zufällig stolpern wir in ein ehemaliges Hamam, das eine kleine Fotoausstellung beherbergt und in dessen Mauern es angenehm kühl ist.
Thessaloniki Aristoteles Platz
Aristoteles-Platz
Am frühen Nachmittag erreichen wir den Aristoteles-Platz direkt am Meer und setzen uns für einige Zeit in den Schatten des nahe gelegenen Weißen Turms. Letzte Station des Tages wird schließlich die Altstadt von Thessaloniki. Sie war als charmantes Künstler- und Vergnügungsviertel angepriesen worden, wir finden sie jedoch eher enttäuschend.
Thessaloniki Markthalle
Abendessen am Aristoteles-Platz
Nach einer Portion gefüllter Paprika in einem kleinen Restaurant am Aristoteles-Platz, wo wir direkt neben der Straße auf dem Bürgersteig sitzen, machen wir uns zu Fuß auf den Weg zum Bahnhof. Den restlichen Abend verbringen wir dort auf dem Bahnsteig und genießen den kühlen Abendwind. Kurz vor Abfahrt des Zuges füllt sich allmählich der Bahnsteig und wir kommen mit einer jungen Rumänin ins Gespräch, die im selben Nachtzug wie wir sogar bis Bukarest, der Endstation, weiterfahren wird.
Nachtzug Thessaloniki Sofia
Im Nachtzug nach Sofia
Schließlich ist es so weit und der Zug wird bereitgestellt. Unser Abteil ist äußerst komfortabel, obwohl der Waggon von außen nicht sonderlich vertrauenserweckend aussieht. Von den sechs Liegeplätzen des Abteils ist nur noch ein weiterer belegt. Auch die Grenzkontrollen sind unproblematisch. Kurz hintereinander schauen am frühen Morgen erst zwei höfliche griechische Grenzpolizisten ins Abteil, dann zwei ebenso höfliche bulgarische Beamte.


2. Bulgarien

Sofia Bahnhof
Am Sofioter Bahnhof
Von der Grenzstation ist es nicht mehr weit bis Sofia. Trotz dieser Tatsache schaffen wir es noch einmal einzuschlafen. Kurze Zeit später kommt allerdings schon der Schaffner vorbei, weckt uns und kündigt die baldige Einfahrt im Bahnhof Sofia an. Gegen sieben Uhr stehen wir schließlich am Bahnsteig des Sofioter Bahnhofs. Die Bausubstanz des Bahnhofs ist eher schlecht, sämtliche Beschriftungen sind kyrillisch und im Tunnel unter den Gleisen säumen zwielichtige Buden mit Geschäften aller Art den Weg zum Hauptgebäude. Vor einem Stand stehen in einem Holzgestell dutzende von Luftgewehren. Das Bahnhofsgebäude schließlich ist ein überdimensionierter und protziger sowjetischer Prachtbau.
Sofia Bulgarien
Straßenansicht von Sofia
Hungrig wie wir sind, halten wir uns nicht lange am Bahnhof auf und machen uns auf den Weg in die Innenstadt. Die Straßen stehen dem maroden Eindruck des Bahnhofs nicht nach. Was uns auffällt sind die – im Gegensatz zu Griechenland – sehr zahlreichen streunenden Hunde. Sie scheinen indes gut an das Leben auf der Straße angepasst zu sein. Fasziniert beobachten wir, dass die Tiere an Ampeln stehen bleiben und erst dann losgehen, wenn die Passanten es ebenfalls tun.
Sofia Hostel
Im Hostel
Nach einem ausgiebigen Frühstück betreten wir die eigentliche Innenstadt von Sofia. Die Rucksäcke drücken allerdings schwer auf unsere Schultern und so beschließen wir, zuerst das Gepäck loszuwerden. Das Hostel ist schnell gefunden. Zu unserer Überraschung ist es die Privatwohnung einer sehr resoluten bulgarischen Dame. Sie verbringt den Tag offenbar kettenrauchend im „Speisesaal“, die Augen auf den brüllend lauten Fernseher gerichtet, der bulgarische Soaps zeigt.
Sofia Innenstadt
Weg entlang der Stadtautobahn
Wir werden harsch beschieden, dass wir noch nicht in unser Zimmer könnten, aber wir dürften die Rucksäcke im Flur abstellen. Ohne Gepäck brechen wir zu einer ersten Besichtigungstour auf. Überbleibsel der Sowjetzeit mischen sich in Sofia mit historischen Prachtbauten und einigen Resten der islamischen Herrschaft. Die bis heute genutzte Banja-Baschi-Moschee ist der erste sakrale Bau, den wir in Sofia sehen.
Sofia Markthalle
Markthalle von Sofia
Erste Station unserer Besichtigungstour wird die Markthalle. Ähnlich wie in Budapest werden hier auf zwei Etagen alle Arten von Haushaltswaren verkauft. Was uns indes wirklich überrascht ist die Tatsache, dass die gesamte Halle mit Klängen von Modern Talking beschallt wird… Anschließend geht es weiter zur alten Badehalle und zu den diversen kleinen Kirchen, die an den unwahrscheinlichsten Stellen auf uns warten.
Sofia Sveta Petka
Kirche Sveta Petka Samardschiska
Eine fällt besonders auf: Sie steht inmitten der Stadtautobahn. Rechts und links zieht der Verkehr vorbei. Die Kirche selber ist nur über eine Unterführung zu erreichen, da sie zudem einige Meter unter dem Niveau der Autobahn steht.
Sofia Stripclub
Interesse?!
Am Nachmittag haben wir den größten Teil der Sofioter Neustadt besichtigt und haben von einem äußerst seriös wirkenden älteren Mann nicht nur eine Visitenkarte sondern auch eine Einladung in seinen Stripclub bekommen. Bevor wir die Stadtbesichtigung für heute beenden und ins Hostel zurückgehen, machen wir noch einen Abstecher zur Rotunde Sveti Georgi. Die angeblich älteste Kirche Bulgariens ist ein kleines Backsteingebäude im Innenhof eines noblen Hotels.
Rotunde Sveti Georgi
Rotunde Sveti Georgi
Zurück im Hostel fallen wir müde aufs Bett und sehen ein wenig fern. Als sich abends der Hunger wieder meldet, machen wir uns noch einmal auf den den Weg in die Stadt. Von unserer Gastgeberin hatten wir Gutscheine für ein Glas Wodka in dem Irish Pub in einer nahen Seitenstraße erhalten, die wir nun einlösen wollen. Zu dem Glas Wodka gesellt sich dann auch noch etwas Bier hinzu und die Idee für die nächste Reise wird geboren – aber das ist eine andere Geschichte.
Sofia Hostel
Abendessen im Hostel
Auf dem Rückweg kaufen wir in einem 24h-Supermarkt gegenüber vom Hostel ein Brot und etwas Salami für das Abendessen. Während unseres rustikalen Mahls läuft im Fernseher eine Reportage über einen Überlebenskünstler, der sich ausgerechnet durch die Wildnis der rumänischen Karpaten schlägt, die wir in ungefähr einer Woche auch besuchen werden.
Der nächste Morgen erwartet uns wiederum mit strahlendem Sonnenschein. Zum Frühstück im vom Zigarettenrauch eingenebelten Speisezimmer gibt es mörderisch starken Kaffee und Toast mit einer rosafarbenen Wurst. Der Geschmack der Wurst ist nicht sonderlich angenehm und als zufällig die Wurstscheibe vom Brot fällt, zeigt sich, dass das Brot an der entsprechenden Stelle ebenfalls eine gesunde rosa Farbe bekommen hat.
Sofia Alexander Newski Kathedrale
Alexander-Newski-Kathedrale
Heute Abend wollen wir mit einem Nachtzug nach Bukarest weiterfahren. Das Gepäck dürfen wir bis dahin im Hostel lassen und so setzen wir unsere Besichtigungstour im Regierungsviertel von Sofia fort. Trotz der Hitze ein interessanter Anblick. Die Straßen sind hier mit ockerfarbenen Steinen gepflastert, die im Sonnenschein fast wie Gold wirken. Neben den Regierungsgebäuden finden wir auch noch eine schöne russische Kirche sowie diverse imposante Universitätsgebäude. Das auffälligste Stück Architektur ist jedoch die Alexander-Newski-Kathedrale. Ein riesiges strahlendweißes Kirchengebäude und gleichzeitig eines der Wahrzeichen der Stadt.
Shopping Sofia
Das ZUM
Trotz der vielen Sehenswürdigkeiten ist es erst früher Nachmittag, als wir aus dem Regierungsviertel zurückkommen. Also beschließen wir noch einen Abstecher ins ZUM zu machen, der größten Shoppingmall Bulgariens. Die Geschäfte sind hier sehr nobel, groß ist die Auswahl jedoch insgesamt nicht. Allerdings ist der Komplex klimatisiert, so dass wir uns doch recht lange dort aufhalten.
Sofia Banja Baschi Moschee
Abenddämmerung an der Moschee
Den restlichen Nachmittag verbringen wir im Park vor der Banja-Baschi-Moschee und beobachten fasziniert das Treiben um uns herum. Als langsam der Abend anbricht, holen wir unser Gepäck aus dem Hostel und schlendern langsam zum Bahnhof. Noch bevor es draußen dunkel geworden ist, sitzen wir bereits im Zug auf unseren Plätzen.
Nachtzug Sofia Bukarest
Im Zug nach Bukarest
Diesmal haben wir keine Liegeplätze sondern nur Plätze in einem Sitzwagen. Zu unserer Überraschung handelt es sich um einen ausgemusterten Waggon der Deutschen Bahn. Der Beginn der Fahrt ist vielversprechend. Im letzten Licht des Tages geht es über eine abenteuerliche Bergstrecke mit dichten Wäldern, engen Kurven und holperigen Gleisen. An jedem noch so kleinen Bahnhof hält der Zug und ein Techniker prüft die Bremsen mit einem Hammer. Nach einiger Zeit merken wir, dass ein paar Sitze hinter uns zwei junge Frauen Deutsch sprechen. Als sie sich zu uns setzen erfahren wir, dass sie ebenfalls durch Rumänien reisen wollen. Allerdings haben sie eine andere Reiseroute als wir. Da wir alle müde sind, sitzen wir bald wieder getrennt und versuchen ein wenig Schlaf zu finden.


3. Rumänien

Bahnhof Bukarest
Ankunft in Bukarest
So richtig gelingt das jedoch nicht. In den frühen Morgenstunden halten wir an der ersten Grenzstation. Wirkte der Übergang von Griechenland nach Bulgarien recht organisiert, herrscht diesmal Chaos. Immer wieder gehen Trupps von Uniformierten durch den Zug. Auf unsere Ausweise wird nur ein halbherziger Blick geworfen. Viel mehr Aufmerksamkeit schenkt man der Deckenverkleidung der Waggons, die größtenteils demontiert wird.
Bukarest Bahnhof
Der erste Blick auf Bukarest
Irgendwann während des Durcheinanders steigen noch zwei finster dreinblickende Männer ein, die uns während der restlichen Fahrt unablässig anstarren. Eine unbehagliche Situation. Als kurz hinter der Grenze die Schaffnerin durch den Zug geht, scheinen die beiden kein Ticket zu haben. Stattdessen wechselt ein kleiner Packen Geldscheine den Besitzer. Ironischerweise sitzen sie unter einem Plakat, das offenbar für eine Anti-Korruptionskampagne wirbt.
Draußen wird es langsam hell. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Kurze Zeit nach den Grenzkontrollen erreichen wir gegen acht Uhr Bukarest.
Hunde Rumaenien
Streunende Hunde überall
Der Bahnhof hat mit seinen luftig überdachten Hallen orientalisches Flair. Später lesen wir, dass hier früher sogar der Orient-Express Halt gemacht hat. Das Wetter will allerdings nicht recht zum orientalischen Flair passen. Statt blauem Himmel gibt es tief hängende Wolken.
Kapitolinische Woelfin
Kapitolinische Wölfin - Zeichen
der Latinität Rumäniens
Nachdem wir unser Gepäck im Hostel abgelegt haben, brechen wir zu einem ersten Streifzug durch Bukarest auf. Der offensichtlichste Eindruck, den Bukarest vermittelt ist der von Größe. Alles hier ist überdimensioniert, sowohl die Straßen als auch die Bauwerke. Als sich nachmittags die Sonne doch noch blicken lässt, machen wir uns auf den Weg zu einer der Hauptattraktionen Bukarests, dem Palast Ceauşescus. Von Innen kann man den riesigen Komplex leider nicht besichtigen, der als drittgrößtes Gebäude der Welt gilt. Doch auch von Außen ist der Palast imposant. Gleiches gilt für die Paris nachempfundenen Prachtstraßen, die zum Palast hinführen. Aber der Größenwahn Ceauşescus manifestiert sich nicht nur hier. Bukarest hat auch eine befahrbare Brunnenanlage, durch die die Stadtautobahn führt, und alle Straßen sind gesäumt von gigantischen Wohnkomplexen.
Bukarest Palast des Volkes
Zu groß für ein Foto: Ceauşescus Palast
Der größte Teil der Altstadt wurde den Plänen des Diktators geopfert. Wir sind froh, als wir zur Abwechslung von den Betonbauten des neuen Bukarest einige Reste der pittoresken Altstadt finden.
Bukarest Piata Unirii
Befahrbarer Brunnen auf der Piața Unirii
Leider ist die Altstadt eine einzige Baustelle. Dennoch finden wir ein nettes Restaurant, wo wir für wenig Geld landestypische Küche mit Ragout und Polenta probieren können. Gesättigt und zufrieden gehen wir schließlich ins Hostel zurück.
Bukarest Altstadt
Baustelle in der Altstadt
Der nächste Tag beginnt wenig vielversprechend, es regnet in Strömen. Von der Decke unseres Zimmers im Hostel tropft es. Erfreulicherweise nicht auf unsere Betten. Wegen des Wetter beschließen wir, etwas länger im Hostel zu bleiben. Kurz bevor wir auschecken müssen, hört der Regen endlich auf, es bleibt aber wolkig.
Bukarest Fliegerdenkmal
Fliegerdenkmal
Rasch geben wir unser Gepäck an der Rezeption ab und brechen auf, um die restlichen Teile Bukarests zu besichtigen. Lange wandern wir durch eine Art Villenviertel in den Ausläufern des Herăstrău-Parks. Direkt neben uns verläuft die dreispurige mit Kopfsteinpflaster bedeckte Stadtautobahn. Beidseits der Straße stehen imposanten Jugendstilbauten, die Botschaften und diverse Institutionen beherbergen.
Bukarest Universitaet
Universitätsbibliothek auf dem
Rückweg durch Bukarest
Eigentlich wollten wir die zweite Hälfte des Tages im angeblich sehr empfehlenswerten Kunstmuseum der Stadt verbringen, doch es ist heute geschlossen und so machen wir uns auf die Suche nach dem Hardrock-Café, von dem wir einer Freundin versprochen haben, ein T-Shirt mitzubringen. Obwohl wir den ganzen Nachmittag suchen und immer wieder Passanten fragen, finden wir das Café jedoch nicht. Am frühen Abend machen wir uns schließlich genervt auf den Rückweg zum Hostel, holen das Gepäck ab und gehen zum nahegelegenen Bahnhof. Unser Nachtzug fährt erst um 1 Uhr morgens ab und wird uns nach Medgidia bringen. Von Medgidia wollen wir nach Tulcea weiter, eine Provinzhauptstadt in der Nähe der Mündung der Donau ins Schwarze Meer.
Rumaenien Zugticket
Zureservierung Bukarest - Medgidia
Doch vorher müssen wir noch einige Stunden am Bahnhof von Bukarest warten. Obwohl es noch nicht spät ist, leert sich der Bahnhof zusehends. Unser Zug ist der letzte des Tages und wird bereits jetzt mit rund 1,5 Stunden Verspätung angezeigt. Unser langes Warten wird nur von den gelegentlich vorbeiziehenden Hunden unterbrochen, die sich zu regelrechten Rudeln zusammengeschlossen haben und nun mit erheblichem Geschick die Mülltonnen an den Bahnsteigen plündern. Von den letzten wartenden Reisenden nehmen sie keine Notiz.
Irgendwann fährt dann endlich der Zug in den Bahnhof ein. Allerdings ist unser Waggon voll besetzt mit einer Schulklasse, die vermutlich ans Schwarze Meer will. Die Nacht wird daher wenig erholsam, die Schüler machen Lärm, die Sitzplätze sind zu eng um eine angenehme Sitzposition zu finden; an Schlaf ist kaum zu denken. Bereits um fünf Uhr in der Früh soll der Zug Medgidia erreichen, doch wir wissen nicht, wie viel Verspätung wir haben, ein Schaffner ist auch nicht in Sicht. So springen wir ab fünf Uhr abwechselnd bei jedem Stopp auf um uns zu versichern, dass wir unser Ziel nicht verpassen.
Medgidia Bahnhof
Medgidia im Morgengrauen
Rumaenien Zugfahrt
Im Zug nach Tulcea
Beinahe wäre uns das dann aber doch passiert. Als der Zug unvermittelt in beinahe totaler Finsternis anhält denken wir zunächst gar nicht an einen Bahnhof. Doch ein mitreisender Rumäne, der offenbar unsere Sorgen mitbekommen hat, weist uns darauf hin, dass dies der Bahnhof Medgidia sei. In der noch immer tiefschwarzen Nacht macht der Bahnhof einen äußerst trostlosen Eindruck. Es gibt nur zwei Bahnsteige, die von zahlreichen Abstellgleisen umgeben sind. In schöner Regelmäßigkeit rasen schwere Güterzüge vorbei. Immerhin sind wir nicht die einzigen Wartenden. Etwa zwei Dutzend weitere Reisende haben sich auf den Bahnsteigen versammelt und mindestens ebenso viele Hunde streunen umher.
Nach einigem Warten lassen sich langsam die ersten Sonnenstrahlen am Horizont erahnen und kurze Zeit später werden am Nachbargleis zwei lotterige Waggons abgestellt. Die Beschilderung besagt, dass sie nach Tulcea fahren sollen, und so steigen wir ein. Der einst wohl dunkelblaue Anstrich der Wagen ist ausgeblichen und rissig, in großen Schollen blättert er ab.
Rumaenien Bahnfahrt
Zugtoilette
Im Inneren setzt sich der marode Eindruck fort. Die Sitze sind mit klebrig gewordenem Kunstleder bespannt; im ersten Abteil finden wir auf der Gepäckablage etwas, das wir für ein Vogelnest halten. Auch die Zugtoilette hat ihren ganz eigenen Charme. Der Boden ist mit echten Fliesen ausgelegt und die Toilettenschüssel ist ein gusseisernes Monstrum voller Rost, das wegen seines mutmaßlichen Gewichts wohl zu Recht seinen Standort über der Achse des Waggons hat.
Tulcea Oras
Am Bahnhof von Tulcea
Wie schon der Zustand des Zuges erwarten ließ, wird die Bahnfahrt unterhaltsam. Der Schaffner traut unserem Interrailticket nicht so recht und hält am nächsten Bahnhof lieber Rücksprache mit dem dortigen Bahnhofsvorsteher. Im Schneckentempo fahren wir durch verbrannte Felder und vorbei an riesigen, doch meist verlassenen Landwirtschaftsbetrieben. Für die rund 140 Kilometer brauchen wir mehr als vier Stunden.
Am frühen Nachmittag erreichen wir schließlich Tulcea, den angeblich östlichsten Bahnhof des rumänischen Bahnnetzes. Die ukrainische Grenze ist hier nicht mehr fern. Obwohl nur noch vier Züge täglich an- und abfahren, ist der Bahnhof ein wuchtiger Betonklotz mit mehreren Ticketschaltern. Es scheint, als wollte man den ukrainischen Nachbarn beweisen, wie wichtig dieser Außenposten doch ist.
Tulcea Hafen
Hafenpromenade
Direkt an den Bahnhof schließt sich nicht nur der Busbahnhof an, sondern auch der Hafen der Stadt. Als Touristen werden uns von allen Seiten Angebote für eine Fahrt durchs Donau-Delta zugerufen. Unser eigentliches Ziel ist jedoch ein Campingplatz in der Kleinstadt Murighiol, die wir mit einem MaxiTaxi erreichen sollen, einem kleinen Reisebus von der Größe eines Mercedes Sprinters. Schnell kaufen wir am Schalter des Busbahnhofs die Tickets und steigen in das wartende MaxiTaxi.
Murighiol
Ankunft in Murighiol
Kaum haben alle Passagiere im Bus Platz genommen, rast der Busfahrer auch schon los. Die Straße besteht aus mehr Schlaglöchern als Asphalt. Als würde dem Fahrer diese Herausforderung nicht genügen, raucht er nebenher, telefoniert gleichzeitig mit seinem Handy, gießt sich Kaffee aus seiner Thermoskanne ein und flirtet mit einer jungen Frau auf dem Beifahrersitz. Nach einer knappen Stunde erreichen wir Murighiol und steigen mit wackeligen Beinen aus.
Delta Dunarii
Spaziergang durch Murighiol
Von einem Campingplatz ist weit und breit nichts zu sehen. Doch noch bevor wir uns weiter umsehen können, stürmt uns ein älterer Rumäne aus der Kneipe gegenüber der Haltestelle entgegen und redet in einer wüsten Mischung aus Russisch, Rumänisch und Französisch auf uns ein. Mit der Tatsache konfrontiert, dass wir nur Englisch und Deutsch sprechen, zückt er sein Handy und keine zwei Minuten später steht einer seiner Kollegen neben ihm, der Deutsch für uns dolmetscht. Wir sollen mit ihm mitkommen, er würde uns zu seinem eigenen Campingplatz bringen. Der Platz den wir suchten sei noch nicht eröffnet. Etwas überrumpelt gehen wir auf das Angebot ein und folgen dem Mann zu seinem klapprigen Lada. Nachdem unsere Rucksäcke im Kofferraum auf einem leckgeschlagenen Kraftstoffkanister verstaut sind, geht es in rasantem Tempo los – allerdings fahren wir nur einen knappen Kilometer, dann ist der Campingplatz schon erreicht.
Murighiol Camping
Auf dem Campingplatz
Eine kleine gepflegte Anlage mit Holzhütten auf dem großen Innenhof eines ehemaligen Bauernhofs. Da der dolmetschende Kollege wieder entschwunden ist, verständigen wir uns mit Konrad – so hat unser Begleiter sich uns vorgestellt – mit Händen und Füßen sowie einigen spanischen und deutschen Wortfetzen. Wir erklären ihm, dass wir keine der Hütten mieten wollen. Stattdessen dürfen wir unser Zelt im Schatten einer der Hütten aufschlagen. Außerdem meinen wir dem Kauderwelsch Konrads zu entnehmen, dass noch zwei weitere Deutsche auf dem Campingplatz zu Gast sind. Morgen würde er uns abholen und zu einer Tour durchs Donaudelta mitnehmen. Wir hoffen, dass die Tour nicht übertrieben teuer wird und nehmen das Angebot zögernd an.
Camping Delta Dunarii
Unser Zelt
Als Konrad weg ist, gehen wir noch einmal zu Fuß nach Murighiol zurück um einzukaufen. Im Supermarkt des Dorfs decken wir uns mit etwas frischem Brot und Aufschnitt für den Abend ein, dann kehren wir zum Zelt zurück. Offenbar weckt dabei der Essensduft aus unserer Einkaufstüte das Interesse eines streunenden Hundes, der uns während der folgenden zwei Tage überallhin begleitet und sich und seinen Gestank ständig in die Nähe unseres Zeltes verfrachtet.
Während wir den Abend auf der Sitzbank vor einer der Hütten genießen, kommt Konrad noch einmal vorbei. Er teilt uns mit, dass er morgen früh um 11 Uhr wegen der Tour durchs Donaudelta vorbeikäme. Inzwischen wäre noch ein weiteres deutsches Pärchen angereist, das auch mitwolle. Endlich bekommen wir auch einen Preis für die Tour genannt: 35 Euro für jeden von uns. Für rumänische Verhältnisse vermutlich ein Wucherpreis, aber ein Schnäppchen in Anbetracht der Preise, die im Hafen von Tulcea für solche Touren ausgerufen wurden.
Delta Dunarii
Abenddämmerung in Murighiol
Der nächste Morgen bringt eine unangenehme Überraschung. Nach dem sonnigen Tag gestern ist es bewölkt, kalt und regnerisch. Dafür lernen wir nach dem Frühstück die beiden deutschen Pärchen kennen, von denen am Vortag die Rede war. Ein älteres Rentnerpaar, das im umgebauten Truck durch die Welt tourt und zwei Mitvierziger, die mit dem Auto Rumänien erkunden. Während wir uns alle vorstellen, kommt Konrad vorbei und meint, das Wetter würde später vielleicht noch aufklaren, so dass wir dann zur Fahrt aufbrechen könnten. Wir sind skeptisch und richten uns auf einen Tag im Zelt ein. Mit den beiden deutschen Pärchen vereinbaren wir, am Abend gemeinsam im Dorf Essen zu gehen.
Donaudelta
Fahrt durchs Donaudelta
Wider Erwarten bessert sich das Wetter gegen Mittag tatsächlich und Konrad holt uns ab. Mit dem Auto fahren wir zum kleinen Hafen von Murighiol. Das Boot, zu dem Konrad uns lotst ist ziemlich klein, wir finden grade so alle Platz. Rasch ist ein Regendach aufgespannt. Dann lässt Konrad mit sichtlicher Freude den Außenborder an und gibt Gas. Nach wenigen Minuten sind wir auf einem der drei Hauptarme, in den sich die Donau nahe der Mündung teilt. Kurz darauf biegen wir in einen Seitenarm ein und das Boot quetscht sich durch immer engere Nebenarme. Die Landschaft ringsum erinnert mittlerweile an Urwald. Wo man auch hinsieht, bilden Weiden eine grüne Wand.
Tulcea Donaudelta
Im Dschungel des Donaudeltas
Je tiefer wir in das Dickicht des Donaudeltas eindringen, desto redseliger wird Konrad. Erfreulicherweise sprechen die beiden Frauen unserer Gruppe ein paar Brocken Französisch und können den größten Teil von Konrads Anekdoten dolmetschen. Denn seltsamerweise kann er außer Rumänisch und Russisch nur Französisch fließend sprechen. Währenddessen verbessert sich das Wetter verbessert zusehends. Schnell ist es zu warm für die Regenjacken und unvorbereitet wie wir sind, holen wir uns einen Sonnenbrand, als die Sonne schließlich endgültig durch die Wolken bricht. Nach einer Fahrt durch schier endlose kleine Wasserstraßen, erreichen wir eine riesige Seenfläche. Ein See schließt sich hier an den nächsten an. Große Teile des absolut bewegungslos stillen Wassers sind mit Seerosen bedeckt. Ein wunderschöner Anblick. Immer wieder macht Konrad uns auf die seltenen Vogelarten aufmerksam, die in diesem faszinierenden Stück Natur ein Refugium gefunden haben.
Danube Delta
See im Donaudelta
Statt durch weitere Nebenarme der Donau fahren wir nun durch immer neue Seen. Wiederholt scheuchen wir große Pelikanschwärme auf. Viele der Seen scheinen von Fischern genutzt zu werden, überall sind Netze zu erahnen. Einmal fahren wir an einer Fischerinsel vorbei, die von einem Rudel wild bellender Hunde bewacht wird. Respektvoll hält Konrad Abstand. In einem der nächsten Seen sind wir nicht alleine, ein halbes Dutzend Boote treibt inmitten eines dichten Teppichs von undefinierbaren Seepflanzen und sammelt die Gewächse zu unserer Überraschung ein. Auch Konrad macht hier Halt und zeigt uns die Lösung des Rätsels. Die Pflanzen bestehen unterhalb der Wasseroberfläche aus einer Knolle, die geschält als Gemüse verwendet werden kann. Fasziniert probieren wir die angebliche Delikatesse. Tatsächlich schmecken die Knollen ähnlich wie Kohlrabi.
Donaudelta
Essbare Schwimmpflanzen
Schließlich biegen wir wieder in einen kleinen Flussarm ein. Als wir an einem alten Fischerdorf vorbeikommen, erzählt Konrad ein wenig von sich selber. Früher habe er ebenfalls als Fischer gearbeitet, zusammen mit Fischern aus der Ukraine, die auch sein Heimatland sei. Nachdem er noch einen Schluck aus seiner ominösen „Wasserflasche“ genommen hat, bietet er sogar ein paar Fischerlieder dar. Erst kurz vorm Hafen von Murighiol hört Konrad auf zu singen und wenig später gehen wir wieder an Land.
Da es bei der Rückkehr zum Campingplatz schon spät ist, treffen wir uns bald darauf mit den beiden deutschen Pärchen. Gemeinsam gehen wir ins nahegelegene Dorf und nehmen im einzigen größeren Restaurant Platz. Die große Auswahl auf der Speisekarte des Restaurants trügt allerdings. Bei den meisten Gerichten gibt uns die Kellnerin zu verstehen, dass sie nicht vorrätig seien. Schließlich bekommen wir doch alle eine Bestellung zusammen und während wir auf unser Essen warten, stoßen wir auf den Zufall an, dass wir alle uns hier in Rumänien getroffen haben.
Camping Donaudelta
Aufbruch vom Campingplatz
Erst tief in der Nacht sind wir zurück am Campingplatz, verabschieden uns voneinander und gehen schlafen. Morgen wollen wir früh aufstehen, wir müssen schließlich zunächst mit dem Bus nach Tulcea zurück. Von dort geht es dann mit dem nächsten Bus nach Constanța weiter.
Bus Tulcea Constanta
Busticket Tulcea - Constanța
Am Morgen ergibt sich jedoch noch eine neue Möglichkeit; das eine deutsche Pärchen hat sich entschieden früher als geplant abzureisen. Die beiden wollen über eine nur im Sommer befahrbare Straße zu einer weiteren Kleinstadt im Donaudelta und bieten an, uns nach Tulcea mitzunehmen. In aller Eile bauen wir unser Zelt ab um die Mitfahrgelegenheit nicht zu verpassen.
Nachdem wir uns in Tulcea herzlich von den beiden verabschiedet haben, bleiben uns noch mehr als zwei Stunden bis zur Abfahrt des Busses nach Constanța. Also unternehmen wir einen kleinen Erkundungsgang durch Tulcea. Viel gibt es jedoch nicht zu sehen.
Mamaia Rumaenien
Ankunft in Mamaia
Die Fahrt nach Constanța wird schließlich ziemlich komfortabel. Wir fahren mit einem Reisebus und nicht mit einem MaxiTaxi. Vorbei geht es an ausgedörrten Feldern und verbrannten Böschungen. Zwischenzeitlich erhascht man neben der Straße einen Blick auf die Schwarzmeerküste. Am frühen Nachmittag erreichen wir schließlich Constanța.
Mamaia Camping
Camping direkt am Strand
Unser eigentliches Ziel ist der nahegelegene Ort Mamaia, wo wir einen Campingplatz ausfindig gemacht haben. Eine Anfahrtbeschreibung haben wir jedoch nicht. Also machen wir uns in der sengenden Hitze auf gut Glück zu Fuß auf den Weg. Natürlich verlaufen wir uns. Doch dank der tatkräftigen Hilfe eines Kioskbesitzers finden wir irgendwann zum Ortseingang von Mamaia.
Mamaia Strand
Endlich am Meer!
Die Küstenstraße wird dort von einer Schranke unterbrochen. Nur Busse und Bewohner der Hotels dürfen passieren. Wir gehen zu Fuß durch und finden fast schon wieder am Ende des kleinen Städtchens unseren Campingplatz. Der Platz ist eine riesige Anlage. Es gibt sogar einen eigenen Strand. Das Beste ist jedoch, dass wir unser Zelt keine 20 Meter vom Meer entfernt aufschlagen können. Nachdem das Zelt endlich steht kann uns Nichts mehr halten und wir springen ins Wasser. Erfrischt unternehmen wir anschließend noch einen Spaziergang am Strand entlang. Es ist bereits dunkel, als wir zum Campingplatz zurückkehren. Dafür werden wir mit einem sagenhaften Vollmond über dem dunklen Wasser des Schwarzen Meeres belohnt.
Strand bei Nacht
Nacht über dem Schwarzen Meer
Werden wir am Abend noch vom sanften Rauschen der Meeresbrandung in den Schlaf gelullt, so beginnt der Morgen mit dem Lärm der Urlauber vom Strand wenige Meter weiter. Nach dem Aufstehen brechen wir zu einer Erkundung von Mamaia auf.
Mamaia Strandpromenade
Morgens in Mamaia
Die Stadt erweist sich als klassischer Touristenort: Discos, Bars, Souvenirläden, Hotels und Restaurants aller Preisklassen reihen sich aneinander. Das Ganze wird abgerundet von einem großen Spaßbad ein paar hundert Meter landeinwärts und einer Seilbahn mit der man die Stadt von oben betrachten kann.
Constanta Rumaenien
Orientalische Einflüsse in Constanța
Von so viel Tourismus abgeschreckt, beschließen wir, lieber nach Constanța zu fahren. Die Stadt soll mit ihren römischen Wurzeln der einzige historische Ort in der Nähe sein. Als wir am Bahnhof von Constanța in einen Bus Richtung Altstadt umsteigen müssen, überlegen wir kurz, mit einer Panoramabahn in die weiter südlich gelegenen Schwarzmeer-Badeorte zu fahren. Die Fahrt mit diesem Zug war uns als atemberaubend beschrieben worden.
Constanta Casino
Das alte Casino
Unglücklicherweise verpassen wir den Zug knapp, der nächste würde erst in ein paar Stunden abfahren, also verschieben wir diese Pläne. Constanța ist dann allerdings auch eine sehenswerte Stadt. Deutlich sind orientalische Einflüsse wahrnehmbar.
Constanta Mosaikmuseum
Im Mosaikmuseum
Neben dem wunderschönen aber leider verlassenen Casino direkt an der Meerespromenade, beeindruckt uns vor allem das Mosaikmuseum der Stadt. Von außen ist es zwar ein heruntergekommener Betonklotz, im Inneren beherbergt es jedoch ein riesiges, sensationell gut erhaltenes römisches Bodenmosaik.
Telecabina Mamaia
Fahrt mit der Telecabina
Am frühen Nachmittag kehren wir zum Campingplatz zurück und entspannen noch ein wenig am Strand. Schließlich spazieren wir noch einmal nach Mamaia. Dort angekommen, gönnen wir uns nicht nur eine Fahrt in der Seilbahn, „Telecabina“ genannt, sondern lassen uns auch noch in einem italienischen Restaurant verwöhnen. Neben Bruschetta, Pasta und einigen Cocktails zum Abschluss, gibt es auch noch ein wenig Rumänisch-Nachhilfeunterricht von der freundlichen Bedienung, so dass wir die Oberkellnerin immerhin in Landessprache um die Rechnung bitten können. Satt und müde schlendern wir schließlich in der anbrechenden Dämmerung zum Campingplatz zurück.
Strand Rumaenien
Rückweg zum Campingplatz
Der nächste Morgen bricht immer noch sonnig an und eigentlich wollen wir heute die Fahrt mit der Panoramabahn unternehmen. Doch es kommt anders. Schon beim Aufstehen weht ein kräftiger Wind, der rasch auffrischt. Am frühen Vormittag schicken wir daher vorsichtshalber eine SMS nach Hause mit der Bitte, uns die Wettervorhersage mitzuteilen. Es ist Sturm angesagt.
Am frühen Nachmittag ist es so windig, dass wir das Zelt abbauen müssen, wenn es nicht zerstört werden soll. Kurz entschlossen packen wir also alles zusammen und brechen vom Campingplatz auf. Laut Kursbuch soll abends ein Nachtzug nach Braşov abfahren. Es ist zwar ärgerlich, die Abreise dorthin vorzuverlegen, aber wir hoffen auf besseres Wetter im Schutz der Karpaten. So sitzen wir dann am frühen Abend am Bahnhof von Constanța. Mit Bedauern sehen wir dort einem der Panoramazüge hinterher, mit denen wir nun doch nicht fahren können. Immerhin können wir kurzfristig noch zwei Liegeplätze im Nachtzug nach Braşov reservieren.
Constanta Bahnhof
Abschied von Constanța
Die Nacht wird trotzdem wenig erholsam. Das Sechs-Mann-Abteil, in dem wir unsere Betten haben ist voll besetzt und ohne Lüftung. Dennoch schließt einer unserer Mitreisenden jedes Mal das Fenster, wenn wir es auch nur einen Spalt öffnen. Müde verbringen wir die letzte Stunde der Fahrt im Gang vor dem Abteil, da die Luft im Inneren nicht mehr auszuhalten ist.
In der beginnenden Morgendämmerung zeigt sich zu unserer Enttäuschung, dass das Wetter hier in den Karpaten noch erheblich schlechter ist als an der Küste. Es regnet in Strömen und durch das geöffnete Fenster im Gang des Zugs weht ein eisiger Wind. Dafür verspricht zumindest die Landschaft Spannung. In engen Kurven schlängelt sich der Zug in gemächlichem Tempo durch dichte Wälder. Von geschweißten Gleissträngen hatten wir zwar schon in Bulgarien Abschied genommen, aber die Lautstärke des Tack-Tack, wenn der Zug über eine geschraubte Verbindungsstelle fährt bricht hier alle Rekorde. Als wir schließlich in Braşov einfahren, ist der Starkregen zu einem leichten Sprühregen übergegangen. Kalt ist es jedoch immer noch. Wir ahnen, dass der Aufenthalt in den Karpaten ungemütlich werden könnte.
Karpaten Bran
Ankunft in Bran
Da es noch sehr früh am Morgen ist, warten wir noch ein wenig im Bahnhofsgebäude und inspizieren die Anfahrtsbeschreibung des Campingplatzes. Vom Busbahnhof sollen wir nach Bran fahren, in das Dorf zu Fuße des Kastells Bran. Dieses Kastell wird traditionell als Draculas Burg betrachtet. Wir wissen allerdings nicht, wo der Busbahnhof von Braşov ist. Vor dem Bahnhof fahren zwar einige Busse ab, die Bezeichnung der Haltestelle stimmt aber nicht mit dem Namen des Busbahnhofs überein. Also fragen wir an einem der Fahrkartenschalter. Die Dame dort kann uns nicht helfen, sie versteht kein Englisch. Dafür bekommt einer der wartenden Rumänen unser Problem mit und dirigiert uns zu einem Linienbus, der uns zum gesuchten Busbahnhof bringen soll. Tatsächlich finden wir den gesuchten Busbahnhof und sitzen bald darauf in einem klapprigen Reisebus nach Bran. Die Fahrt dauert länger als wir erwartet hatten. Dafür sieht die Landschaft trotz schlechten Wetters spektakulär aus. Der Nebel, die dunklen Wolken und die finsteren Wälder am Wegesrand lassen erahnen, wieso hier die Legende von Vampiren bis heute populär ist.
Bran Vampire Camping
Zufahrt zum Campingplatz
Unser Campingplatz befindet sich unmittelbar neben der Straße auf einer satten grünen Rasenfläche, die Bushaltestelle ist direkt neben der Einfahrt. In Anbetracht der Wetters graut es uns vor dem Zelten. Wir haben jedoch wieder einmal Glück. Der Besitzer des Campingplatzes bietet uns an, statt im eigenen Zelt in einem der beiden festen Armeezelte am Ende des Platzes zu übernachten. Der Preis sei der gleiche. Kurzerhand nehmen wir das Angebot an, denn wie eine kurze Inspektion der Zelte zeigt, ist genügend Platz, damit wir unser Zelt als zusätzlichen Schutz in dem großen Zelt aufbauen können. Außerdem liegen mehrere große Schaumstoffmatten bereit, die wohl als Matratzen gedacht sind; wir nutzen sie als Dämmmaterial, das wir um unser Zelt herum aufschichten. Die Konstruktion ist zwar abenteuerlich, bietet jedoch tatsächlich recht effektiven Schutz gegen die Kälte.
Toerzburg Bran
Erster Blick auf die Törzburg
Nachdem wir uns so eingerichtet haben, brechen wir zu einem ersten Erkundungsgang auf. Das Dorf Bran stellt sich als Ansammlung meist neuerer Häuser entlang der Hauptstraße heraus. Wir folgen der Straße in der vom Campingplatzbesitzer erfragten Richtung und nach wenigen Minuten sehen wir tatsächlich das Kastell Bran, das auch als Törzburg bezeichnet wird. Hoch über der Straße thront die Burg an der Flanke eines Berges. Eine bunte Mischung diverser Architekturstile vereint sich zu einem ungewöhnlichen Bau, der wegen seines finsteren Aussehens gut zur Dracula-Geschichte passt.
Ticket Bran
Ticket für die Törzburg
Zu Fuße der Burg wird die touristische Anziehungskraft Draculas deutlich. Neben diversen Gaststätten befindet sich dort auch eine Mischung aus Bauernmarkt und Andenkenständen. Die meisten Touristen scheinen aus Rumänien zu sein; die Autos auf dem Parkplatz neben der Straße haben jedenfalls entsprechende Kennzeichen.
Kastell Bran
Törzburg von Nahem
Kurz entschlossen kaufen wir Eintrittskarten für das Kastell und stehen kurze Zeit später am Eingang. Der Eindruck von abenteuerlich gemischten Architekturstilen setzt sich im Inneren fort; durch immer neue Arbeitszimmer, Schlafgemächer und Säle führt der Rundgang. Keines der Zimmer gleicht dem vorigen auch nur im Ansatz. Dank der recht vollständigen Möblierung entsteht jedoch ein lebendiger Gesamteindruck. Besonders fasziniert uns beim Verlassen des Kastells der malerische Brunnen im Innenhof. Er ist aus Marmor zusammengesetzt und von einem wuchtigen schmiedeeisernen Gestell überspannt. Mit der finsteren Törzburg im Hintergrund wirkt er in dem faden Licht des regnerischen Tages wirklich wie die Kulisse eines Horrorfilms.
Toerzburg Innen
Herrschaftliche Zimmer...
Dracula Burg
...und Brunnen im Innenhof
Kastell Bran
...im Inneren der Törzburg...


Als wir wieder an der Straße unterhalb des Kastells stehen, ist es bereits später Nachmittag. Im kleinen Supermarkt von Bran kaufen wir etwas Brot und an einem der Stände des Bauernmarktes etwas Käse. Ein Fehler wie sich zeigen wird. Zurück im Zelt richten wir uns nach unserem rustikalen Mahl auf eine kalte Nacht ein. Doch unsere Isoliertechnik stellt sich als erstaunlich wirksam heraus, die Nacht ist gut zu ertragen. Am nächsten Morgen sind wir überrascht, dass draußen Raureif auf der Wiese ist.
Schmalste Gasse Brasov
Schmalste Gasse Braşovs
Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Bus nach Braşov. Mitten in Siebenbürgen gelegen, dem ehemaligen Siedlungsgebiet der deutschen Minderheit in Rumänien, finden sich dort überall Zeugnisse der deutschen Siedler. Wir beginnen unseren Rundgang mit einer Besichtigung der ehemaligen Befestigungsanlagen, bevor wir uns dem Wahrzeichen der Stadt zuwenden - der Schwarzen Kirche. Die Mauern der Kirche sind tatsächlich sehr dunkel, angeblich hat ein Brand sie einst geschwärzt. Im Inneren werden wir erneut von deutschen Inschriften überrascht. Sogar die Eintrittskarte ist zweisprachig bedruckt.
Schwarze Kirche Brasov
Schwarze Kirche und Altstadt von Braşov
Nach dem Besuch der Kirche schlendern wir noch ein wenig durch die gemütlichen Straßen der Altstadt. Anschließend brechen wir zum Bahnhof auf. Kurz entschlossen wollen wir dort für den heutigen Abend zwei Schlafwagenplätze nach Cluj-Napoca reservieren. Mit der Reservierung in der Tasche fahren wir zum Campingplatz zurück, um dort rasch alles zusammenzupacken. Aber es kommt anders. Der Bauernkäse vom gestrigen Abend rächt sich nun, schwere Diarrhöe hält uns den ganzen Abend und die halbe Nacht auf den Beinen. An Abreise ist nicht zu denken.
Erst am nächsten Morgen zeigen endlich die Durchfall-Medikamente Wirkung. Laut Kursbuch fährt auch am heutigen Abend ein Nachtzug. Allerdings nicht nach Cluj-Napoca, sondern nach Oradea. Wir wollten ohnehin in Oradea Halt machen, da wir die Stadt auf dem Weg von Cluj-Napoca nach Budapest sowieso passiert hätten. So kehren wir die Reihenfolge halt um und besichtigen erst Oradea und dann Cluj-Napoca.
Rasnov
Ankunft in Raşnov
Der Zug fährt jedoch erst gegen 23 Uhr. Da wir uns wieder einigermaßen fit fühlen, wollen nicht bis zum Abend auf dem Campingplatz warten. Wir fragen den Besitzer, was man in der Nähe noch unternehmen könnte. Er empfiehlt uns einen Besuch der Festung Raşnov, die auf halbem Weg zwischen Bran und Braşov liegen soll und gut mit dem Bus zu erreichen sei. Also packen wir unser Gepäck zusammen, stellen es bei der Rezeption ab und und fahren nach Raşnov. Über dem kleinen Dorf thront tatsächlich eine beeindruckende Festung. Einen Wegweiser für den Aufstieg zur Festung finden wir jedoch nicht. Etwas entnervt fragen wir schließlich bei einer Wechselstube nach.
Festung Rasnov
Aufstieg zur Festung
Der Wegbeschreibung des freundlichen Inhabers folgend, gehen wir zweifelnd durch eine scheinbar private Toreinfahrt. Im Innenhof finden wir den Anfang eines Trampelpfades, der den Berg hoch führt. Der Weg ist steil und führt durch finsteren Wald. Gleichzeitig umwabert uns immer wieder leichter Bodennebel. Nach ein paar hundert Metern stehen wir an einer verwitterten Mauer, dahinter sind die Umrisse der Festung zu erahnen.
Ticket Rasnov
Ticket für die Festung Raşnov
Für ein paar Lei kaufen wir ein Eintrittsticket und betreten die Anlage. Statt einer rein militärischen Festung erwartet uns ein erstaunlich gut erhaltenes Wehrdorf. Wie wir auf den wenigen vorhandenen Informationsschildern lesen war es noch bis ins 20. Jahrhundert bewohnt. Fast unvorstellbar. Die Steinhütten sind klein und finster und selbst jetzt im Sommer ist es hier oben kalt und ungemütlich, das Leben im Winter muss unglaublich hart gewesen sein. Allerdings vermittelt Raşnov einen authentischen Eindruck vom Leben in den Karpaten. Der Eindruck wird einzig durch einige Trümmerhaufen gestört. Sie sind die Überreste eines gescheiterten Versuchs, in dem historischen Dorf eine moderne Ferienanlage zu errichten.
Festung Rasnov
Rundgang durch das Dorf...
Wehrdorf Karpaten
...der Festung Raşnov
Festung Rosenau
...hinter den Mauern...
Wir verbringen fast den ganzen Tag in dem ehemaligen Festungsdorf Raşnov, lassen uns durch die Sträßchen des Wehrdorfes treiben, erklimmen ein paar der Ruinen und wandern über den Burgwall. Am späten Nachmittag verabschieden wir uns von Rosenau, wie der deutsche Name des Ortes einst lautete, und fahren zum Campingplatz zurück.
Vampire Camping Bran
Abreise vom Campingplatz
Der letzte Bus vom Campingplatz nach Braşov fährt gegen 19 Uhr ab und während wir an der Bushaltestelle warten, geht die Sonne über dem Campingplatz unter. Die diesigen Wolken nehmen eine rötliche Färbung an und tauchen die gesamte Umgebung in ein unheimliches Licht. Mit diesem Eindruck verabschieden wir uns von Bran.
Bahnhof Brasov
Nachts am Bahnhof Braşov
Am Bahnhof von Braşov erfahren wir, dass wir keine Liegeplätze im Nachtzug mehr reservieren können. Immerhin können wir noch zwei Reservierungen im Sitzabteil buchen. Die Wartezeit wird anstrengend, der Zug hat mehr als zwei Stunden Verspätung. Im Bahnhof ist eine ganze Reihe Jugendlicher unterwegs, die Klebstoff schnüffeln. Außerdem ist ein größerer Clan von Roma im Bahnhof versammelt, die offenbar einige Angehörige verabschieden wollen. Dabei fließt eine Menge Alkohol. Die am Bahnhof wartenden Rumänen quittieren die Anwesenheit der Roma mit unübersehbarem Missfallen. Insgesamt herrscht eine unangenehme Stimmung. Auch die sporadisch patrouillierenden Polizisten tragen ihren Teil dazu bei. Als Fremde fühlen wir uns trotzdem nicht bedroht und außer von einem geisteskranken Mädchen, das schreiend durch den Bahnhof läuft, werden wir auch in Ruhe gelassen. Trotzdem sind wir froh, als weit nach Mitternacht unser verspäteter Nachtzug einfährt.
Müde kämpfen wir uns zu unserem Abteil durch. Von den sechs Sitzplätzen sind bereits drei besetzt, ein allein reisender Rumäne sowie eine Mittvierzigerin mit ihrer Tochter sind unsere Begleiter. Bald entspinnt sich ein Gespräch mit dem Mann. Wir unterhalten uns fast die ganze Nacht durch mit ihm.
Bahnfahrt Cluj Oradea
Im Zug nach Oradea
Dabei lernen wir einiges über die Verhältnisse in Rumänien. Wie in so vielen Ländern klafft nach der politischen Wende auch hier die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Warum, fragen wir. Er scheint es auch nicht so recht zu wissen und schiebt alles auf die Regierung und die verbreitete Korruption. Er selbst importiert gebrauchte Autos von Deutschland nach Rumänien. Nähere Fragen nach seinem Business scheint er nicht beantworten zu wollen. Auf die Schönheit seiner Heimat angesprochen stimmt er zu. Leider würden viel zu wenige Rumänen dies zu schätzen wissen. Es gebe viel Umweltverschmutzung und die jüngere Generation träume oft von einer Zukunft im Ausland. Als wir am frühen Vormittag des nächsten Tages Oradea erreichen, sind wir um einige Eindrücke von diesem faszinierend vielseitigen Land Rumänien reicher.
Vulturul Negru Oradea
Passage Vulturul Negru
Erfreulicherweise ist es in Oradea angenehm warm. Die Sonne scheint und wir brechen zu einem kleinen Rundgang auf. Es handelt sich um eine nette Stadt mit viel barocker Architektur. Am besten gefällt uns das Bischofspalais, das angeblich 365 Fenster haben soll, für jeden Tag des Jahres eins. Aber auch die historische Passage Vulturul Negru hat ihre Reize.
Palatul Baroc
Bischofspalais in Oradea
Nach einem hastigen Mittagessen fahren wir nach Cluj-Napoca weiter, das wir am späten Nachmittag erreichen. Für eine Besichtigung ist es heute zu spät. Wir schaffen es grade noch, am Busbahnhof den letzten Bus zum Campingplatz zu erwischen. Der Platz ist jedoch eher enttäuschend. Es handelt sich um eine neben einer Schnellstraße gelegene Wiese mit einigen lieblos hingewürfelten Holzhütten.
Busbahnhof Cluj
Am Busbahnhof von Cluj
Da wir vom Frieren genug haben, mieten wir eine dieser Hütten statt unser eigenes Zelt aufzubauen. Wir bekommen eine bessere Gartenhütte, die grade groß genug für zwei Betten ist. Immerhin gibt es eine kleine Veranda mit zwei Plastikstühlen, auf denen wir die letzten Sonnenstrahlen genießen. Als die Schatten länger werden, gehen wir zur Rezeption des Platzes, die gleichzeitig eine Fernfahrergaststätte darstellen soll.
Camping Cluj
Unsere Hütte auf dem Campingplatz
Das Essen, das wir dort bekommen, ist das schlechteste dieser Reise. Einzig der Salat vorneweg ist schmackhaft. Die Pommes schmecken nach ranzigem Fett, die Chicken-Nuggets sind außen verbrannt und innen roh. Aber da wir hungrig sind und keine eigenen Vorräte mehr haben, geben wir uns damit zufrieden.
Zurück in unserer Hütte schlafen wir trotz des Verkehrslärms von der Straße nebenan schnell ein und wachen am nächsten Morgen erfrischt auf. Ein Blick nach draußen überzeugt uns, dass die Hütte ein gute Wahl war. Obwohl der Morgen sonnig beginnt hat sich in der Nacht Raureif gebildet.
Michaelskirche Cluj
Die Michaelskirche in Cluj
Mit dem Bus geht es in die Stadt. Die Bushaltestelle ist einen halben Kilometer die Straße hinunter auf dem Parkplatz einer Tankstelle. Während wir auf den Bus warten, verbrennt eine Frau auf dem Bauernhof gegenüber der Tankstelle Abfälle. In das lodernde Feuer wird nicht nur normaler Müll geschmissen, auch alte Autoreifen und gar ein alter Rasenmäher kommen hinzu. Über der Straße bildet sich eine undurchdringliche schwarze Wolke. Wir sind froh, dass der Bus kurz darauf kommt und wir nicht länger in dem stinkenden Nebel warten müssen.
Orthodoxe Kathedrale Cluj
Die Orthodoxe Kathedrale
Cluj-Napoca, von den Einheimischen einfach nur Cluj genannt, hat fast zu viele Sehenswürdigkeiten für nur einen einzigen Tag. Neben der Orthodoxen Kathedrale und der - wegen Renovierungsarbeiten geschlossenen - Michaelskirche gibt es noch diverse andere historische Zeugnisse in der sehenswerten Altstadt.
Altstadt Cluj
In der Altstadt von Cluj
Wie schon tags zuvor bekommen wir eben so den letzten Bus zurück zum Campingplatz. Diesmal haben wir immerhin daran gedacht, einzukaufen und so bereiten wir uns auf der Veranda der Hütte ein leckeres Abendessen zu. Morgen müssen wir wieder einmal früh aufstehen. Der einzige Direktzug nach Budapest fährt bereits gegen sieben Uhr morgens ab. Um ihn zu erwischen müssen wir um halb fünf den ersten Bus in die Stadt nehmen. Beim Bezahlen an der Rezeption des Platzes vereinbaren wir daher, dass der Nachtwächter uns das Tor des Nachts abgesperrten Platzes öffnen wird.
Mit leicht erstauntem Blick folgt der Nachtwächter dann am frühen Morgen tatsächlich unserer Bitte. Uns kommt die Situation selber surreal vor. In tiefster Finsternis laufen wir auf dem Standstreifen der Schnellstraße zu der Tankstelle und warten auf den Bus. Wider Erwarten klappt aber alles und pünktlich stehen wir am Bahnhof von Cluj.


4. Ungarn

Der Grenzübergang nach Ungarn ein paar Stunden Bahnfahrt später wird wenig spektakulär. Mit Bedauern nehmen wir Abschied von Rumänien. Wir sind sicher, dass es nicht die letzte Reise dorthin gewesen sein wird.
Camping Haller Budapest
Auf dem Campingplatz in Budapest
Budapest empfängt uns mit warmen Sonnenschein, von der Kühle der Karpaten ist nichts zu spüren. Problemlos finden wir den Weg zum Campingplatz, auf dem wir auch im letzten Jahr übernachtet hatten. Rasch ist das Zelt aufgestellt. Da wir lediglich zwei Übernachtungen eingeplant haben und am dritten Tag bereits am Vormittag wieder weiterfahren wollen, brechen wir nach einer kleinen Pause im Zelt sofort zu einer ersten Besichtigungstour durch Budapest auf.
Halaszbastia
Fischerbastei
Zu Fuß gehen wir zum Donauufer und überqueren den Fluß. Unser Ziel ist der Burgberg, den wir letztes Jahr nicht besichtigt hatten. Das holen wir nun nach. Neben der Fischerbastei besichtigen wir auch den Burgpalast und die anderen Bauten auf der Bergkuppe.
Cafe Ruszwurm Budapest
Café Ruszwurm
Zum Abschluss gönnen wir uns in der angeblich ältesten Konditorei Ungarns, im Café Ruszwurm, ein Stück Torte. Überrascht stellen wir immer wieder fest, dass wir uns auf Rumänisch bedanken wollen, oder Menschen auf Rumänisch begrüßen. Fast führt das zu einer peinlichen Szene im Café. Nachdem wir den Burgberg wieder verlassen haben, gehen wir zur Donau hinab. Nächster Halt ist das historische Empfangsgebäude des Bahnhofs Nyugati, neben dem Bahnhof Keleti der größte Bahnhaltepunkt in Budapest.
Bahnhof Budapest
Bahnhof Budapest Nyugati
Den Abend lassen wir gemütlich auf der Margareteninsel ausklingen, von wo man einen ausgezeichneten Blick auf das ungarische Parlament hat, eines der Wahrzeichen Budapests. Zufrieden gehen wir im Dunklen schließlich zum Campingplatz zurück.
Orszaghaz Budapest
Das ungarische Parlament
Nach einer erholsamen Nacht geht für uns das touristische Programm weiter. Zunächst wollen wir Souvenirs kaufen. Welcher Ort wäre besser dafür geeignet, als die beeindruckende historische Markthalle Budapests. Zudem liegt der Großteil der Reise hinter uns, so dass das zusätzliche Gewicht der Souvenirs nicht allzu sehr stört. Genüsslich lassen wir uns durch die Trauben von Touristen und Einheimischen in der Markthalle treiben. Es gibt hier Produkte aller Art zu kaufen, nicht nur Souvenirs, auch Alltagsgegenstände und Lebensmittel.
Shopping Budapest
Blick in die Markthalle
Nach dem Einkauf bringen wir unsere "Beute" rasch ins Zelt zurück. Das eigentliche Ziel des Tages ist nämlich das Gellért-Bad. Budapest ist schließlich berühmt für seine heilkräftigen Quellen und nach den strapaziösen Tagen in den Karpaten wollen wir uns dort etwas Erholung gönnen. Schnell sind die Badesachen zusammengepackt und wir brechen zum Bad auf.
Gellertfuerdoe
Im Gellért-Bad
Schon die Empfangshalle des Bades ist beeindruckend. Mit der Holzvertäfelung und den mit rotem Leder bezogenen Sitzmöbeln kommen wir uns vor wie in einem englischen Adelshaus. Die Preise wären dem auch durchaus angemessen. Allerdings ist das Gellért-Bad auch ein echtes Erlebnis. Durch verwinkelte Gänge suchen wir den Weg zu den uns angewiesenen Spinden. Ein Aufseher weist jedem von uns einen Spind zu; umkleiden müssen wir uns auf dem Gang.
Gellertfuerdoe
Außenbereich des Gellért-Bads
Dann geht es endlich in den Badebereich. Mehrere verschieden temperierte Becken stehen in dem historischen Ambiente des Bades zur Verfügung. Im Außenbereich geht es etwas weniger historisch zu, aber dem Reiz des Wellenbades dort kann man sich nicht entziehen, ebenso wenig dem im milden Sonnenschein gelegenen Whirlpool. Überrascht stellen wir nach einiger Zeit fest, dass wir fast den ganzen Tag im Bad verbracht haben. Es ist uns unbegreiflich, wo die Zeit geblieben ist. Dafür fühlen wir uns so erholt wie lange nicht mehr. Am späten Nachmittag brechen wir schließlich auf und schlendern auf dem Rückweg zum Campingplatz noch ein wenig durch die gemütlichen Straßen der Innenstadt von Budapest. Zurück im Zelt gehen wir früh schlafen; Morgen steht ein anstrengender Tag auf dem Programm.
Friedhof Miskolc
Friedhof auf dem Avas-Berg in Miskolc
Am nächsten Morgen packen wir rasch unsere Campingausrüstung zusammen und gehen zu Fuß zum Bahnhof. Gegen zehn Uhr fährt unser Zug in die ungarische Großstadt Miskolc ab. Dort wollen wir den Nachmittag verbringen, bevor es ins slowakische Košice weitergeht. Die Fahrt nach Miskolc dauert nicht allzu lange und gegen Mittag sind wir bereits dort. Vom Bahnhof fahren wir mit der Straßenbahn ins Stadtzentrum.
Altstadt Miskolc
Altstadt von Miskolc
Auch Miskolc hat eine nette Altstadt mit vielen barocken Bauten. Doch gegen die Eindrücke, die wir aus Budapest mitgenommen haben, kann die Stadt nicht ankommen. Wir beginnen unseren Rundgang mit einem Besuch des Friedhofs der Reformierten Kirche, die am Hang des Avas-Berges hinter der Altstadt gelegen ist. Anschließend besichtigen wir den Rest der Altstadt. Aus beinahe heiterem Himmel beginnt es plötzlich heftig zu regnen. Schnell fliehen wir in eine Imbissbude. Auch wenn der äußere Eindruck nicht sonderlich vielversprechend ist, der Döner in der Imbissbude ist außerordentlich gut.
Hidasnemeti Bahnhof
Warten in Hidasnémeti
Nach dem Essen machen wir uns auf den Weg zurück zum Bahnhof und steigen in die Regionalbahn nach Hidasnémeti. Die Fahrt dauert wiederum nicht lange, die Wartezeit in Hidasnémeti dafür umso länger. Laut unserem Reiseführer hat die Stadt weniger als 1000 Einwohner und keine nennenswerten Sehenswürdigkeiten. Wir können nicht mal einen Supermarkt oder ein Restaurant finden und bleiben daher hungrig und gelangweilt im Bahnhofsgebäude sitzen. Zu allem Ärger ist der morgens noch blaue Himmel mittlerweile bedeckt und es regnet.


5. Slowakei

Auch bei der Ankunft in Košice ist das Wetter nicht besser. Während draußen langsam die Abenddämmerung einsetzt, hetzen wir zum Ticketschalter am Bahnhof um eine Reservierung für den Nachtzug nach Prag am morgigen Abend zu machen.
Ticket Kosice Prag
Nachtzugticket Košice - Prag
Anschließend fahren wir mit der Straßenbahn zur Haltestelle „Autocamping“. Wir haben zwar keine Anfahrtsbeschreibung von dem Campingplatz in Košice, gehen aber davon aus, dass an der gleichnamigen Straßenbahnhaltestelle wohl ein Hinweis auf den Campingplatz zu finden sein müsste. Diese Vermutung stellt sich als Irrtum heraus. Während es zunehmend dunkler wird, finden wir nichts, was auch nur annähernd an einen Campingplatz erinnern würde. Auch der Regen nimmt kein Ende. Unsere Laune sinkt immer weiter. Schließlich fragen wir in einer Autowerkstatt nach dem Weg. Der Besitzer ist zwar hilfsbereit, spricht aber kein Englisch. Aus seiner mit Händen und Füßen improvisierten Wegbeschreibung werden wir nicht schlau.
Hotel Kosice
Im Hotelzimmer in Košice
Am Ende stehen wir frustriert und schlecht gelaunt wieder an der Straßenbahnhaltestelle. In der Nähe des Bahnhofs waren wir an einem Hotel vorbeigekommen. Dort versuchen wir nun unser Glück. Obwohl das Hotel von Außen ein unansehnlicher Betonklotz ist, ist es innen überraschend luxuriös. Trotzdem ist der Zimmerpreis nicht unangemessen. Erschöpft fallen wir in unserem Zimmer auf die Betten.
Singender Brunnen Kosice
Am Singenden Brunnen
Der nächste Morgen bringt neben einem erholten Erwachen auch gutes Wetter. Der Himmel ist blau und die Sonne scheint. Schnell packen wir alles zusammen und gehen zum Frühstücksbuffet. Zu unserer Überraschung werden wir dort auf Deutsch begrüßt. Nach dem Auschecken geben wir unser Gepäck an der Gepäckaufbewahrung am Bahnhof ab.
Wuppertal Partnerstadt Kosice
1490 Km bis zur Partnerstadt Wuppertal...
Anschließend brechen wir zu einer Besichtigungstour durch Košice auf. Die Altstadt wird vom Elisabeth-Dom dominiert. Direkt vor dem Dom ist auch eine der wichtigsten Attraktionen der Stadt: Der Singende Brunnen. Zum Takt der Musikstücke kreieren die Fontänen der Wasserspiele immer neue Bilder. Weitere Anziehungspunkte sind diverse Kirchen und eine Ausgrabung, die den Verlauf der historischen Befestigungsanlagen nachzeichnet. Nach dem Besuch eines Handwerkermarktes in einer pittoresken Seitenstraße finden wir noch ein ganz besonderes Kleinod: Ein Wegweiser, der die Entfernung ins deutsche Wuppertal, nahe unserer Heimat, mit 1490 Km ausweist.
Elisabeth Dom Kosice
Blick auf den Dom der heiligen Elisabeth
Den restlichen Nachmittag verbringen wir auf einer der Bänke am Singenden Brunnen, wo wir, kurz bevor wir gehen wollen, von einer älteren Frau auf der Nachbarbank plötzlich auf Deutsch angesprochen werden. Wir sind so überrumpelt, dass wir ihre gebrochene Aussprache erst gar nicht als Deutsch erkennen.
Am frühen Abend sind wir schließlich zurück am Bahnhof und holen unser Gepäck ab. Unser Nachtzug wird gegen 21 Uhr abfahren und uns nach Prag bringen. Die Strecke, die der Zug zurücklegt, wird die weiteste dieser Reise sein, laut unserem Kursbuch sind es mehr als 1000 Kilometer. Als wir nach einigem Warten endlich im Nachtzug sind, stellen wir erfreut fest, dass wir ein Zwei-Bett-Abteil haben. Solang es draußen noch hell ist, genießen wir in Ruhe den Ausblick aus dem Abteilfenster. Wieder einmal fahren wir über abenteuerliche Gebirgsstrecken. Die Natur ist in diesem Teil des Landes, der hohen Tatra, im Licht der untergehenden Sonne unbeschreiblich schön. Es tut regelrecht weh, dass wir uns auf dem Rückweg befinden…


6. Rückweg

Kurz vor sechs in der Frühe fährt der Zug im Prager Hauptbahnhof ein; Grenzkontrollen gab es wiederum nicht und dementsprechend ausgeschlafen sind wir. Von Prag wollen wir circa eine Stunde später nach Dresden weiterfahren. Dort haben wir ein wenig Aufenthalt. Anschließend müssen wir nach Leipzig weiter, von wo aus wir mit einem Intercity direkt in die Heimat durchfahren können.
Dresden Altstadt
Altstadt von Dresden
Nach einem hastigen Frühstück am Prager Bahnhof wird auch schon unser Zug nach Dresden bereitgestellt. Das Abteil haben wir für uns alleine; der Zug ist fast leer. Wenig später erreicht der Zug auch schon den Dresdner Bahnhof. Da wir beide Dresden nicht kennen, lassen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen und fahren mit der Straßenbahn für einen kleinen Abstecher in die Altstadt. Viel Zeit haben wir zwar nicht, aber wir wollen zumindest einen Blick auf die wiedererrichtete Frauenkirche werfen. Natürlich regnet es wieder einmal und irgendwie passt das zu dem tristen Eindruck den die Stadt auf uns macht. Vielleicht wäre der Eindruck bei Sonnenschein besser gewesen. So jedenfalls machen wir uns etwas enttäuscht schnell wieder auf den Rückweg zum Bahnhof. Der Rest der Fahrt verläuft ziemlich ereignislos. Die Fahrt von Dresden nach Leipzig vergeht ebenso schnell wie die von Prag nach Dresden und kurze Zeit später sitzen wir bereits im Intercity nach Hause.
Es wird langsam Zeit, die Reise zu resümieren. Viel haben wir gesehen und erlebt. Rumänien ist eines der schönsten Reiseländer in denen wir bisher waren. Auch die Slowakei lockt uns immer noch. Košice war faszinierend und die Teile der Hohen Tatra, durch die wir gefahren sind, waren von unglaublicher Schönheit. Wir nehmen uns vor, irgendwann dorthin zurückzukommen.
Interrail Global Pass
Was am Ende bleibt: Viele, viele Reisekilometer und verdammt viel gesehen!!!